- Fr / 19.00 Uhr / Löwensaal
- Sa / 13.00 Uhr / Große Bühne Markt
- So / 11.00 Uhr / Große Bühne Markt
- So / 14.00 Uhr / Tanzzelt
Berolina-linke Wade (DEU)Unser erster und ältester Rheinländer, Im Grunewald ist Holzauktion, war uns in der Kindheit übers Radio schon im Ohr, aber da haben wir uns ja noch nicht für diese Musik interessiert. Kam dann in unser Programm im Gründungsjahr 1996, die Noten aus der Sammlung Unterhaltende Vortragsstücke, die Literatur schreibt „Textunterlegung zu einem Rheinländer von F. Meißner (1892), wahrscheinlich vom Adolf Ernst-Theater verbreitet, verschiedene coupletartige Textfassungen“. Wir tanzen hier in eigener Choreografie, basierend auf unseren Tanzerfahrungen im Berliner und auch Leipziger Folktanz Mitte der 1980er Jahre. Besonders die Kutsche als 2 Paare verbindende Tanzfigur ist hervorzuheben.
Der Siebenschritt-Rheinländer aus der Mark (Jüterbog) stammt aus Tanzbeschreibungen zu 15 Volkstänzen, herausgegeben vom Zentralhaus für Laienkunst. Wir tanzen das Original nach dieser Quelle. Und das bedeutet wir tanzen die notierten Schottischschritte anstelle des "echten Rheinländer" wie bei der Holzauktion.
Ein weiterer Rheinländer im Programm ist „Schatz mach Kasse“ von Adolph Behling (1908), auch hier war uns beim ersten Hören der Musik gefühlsmäßig klar, dass wir lieber Schottisch tanzen möchten und so tun wir es in eigener Choreografie.
Tanz des Jahres - Der Schottisch
Beim Schottisch ist es fast einfacher, zu erzählen, was er früher war, als zu erläutern, was er heute ist.
Zwar liegen die allerersten Tanzschritte noch etwas im Nebel, aber im 16./17. wurde die „Branle d’écosse“ (Ecosse = französisch für Schottland) als Rundtanz von der feinen Gesellschaft in Frankreich und darüber hinaus getanzt. Und die Hofgesellschaft entwickelte ihn noch weiter: Als „Ecossaise“ (also eigentlich Die Schottische, auch: Schottischer Walzer) wurde er, dann im Walzertakt oder im 2/4-Takt, zu dem Modehit am französischen Hof. Der sich auch bald in den Werken von großen Komponisten vom Frühbarock bis in die Wiener Klassik wie Ludwig van Beethoven oder Franz Schubert wiederfand. Getanzt in Paarform, in einem Tempo, das, je nach Landschaft, eher an einen Rheinländer oder an eine Polka erinnert: Schottisch war, wie später einmal Charleston, Lambada, Tango oder Salsa, ein heißer Modetanz und auf jedem Ball zu Hause. Er sickerte ein in das Volk, wurde vom höfischen zum Bauerntanz - und das in ganz Europa. Selbst Fachleute haben allerdings den Überblick verloren, in wie vielen Formen er sich über ganz Europa verbreitet hat, in welchem Rhythmus und mit welchen Tanzschritten: Schottisch, Rheinländer, Hopser, Polka, Bairisch-Polka – oft sind es minimale Tempoverschiebungen, die die Tänze und Namen ändern, manchmal regionale Gewohnheiten, manchmal die Grundaufstellung der Tänzer.
Zum Schottisch, dem Tanz des Jahres, gibt es keinen speziellen Workshop; unser Mitmachtanzverantwortlicher Matthias Weyrich hat alle Bands gebeten, wenn vorhanden, eine regionale Variante mitzubringen und diese im jeweils ersten Tanzworkshop vorzustellen. Das sind bei der Janusz Prusinowski Kompania polnische Versionen wie Stara Baba, aber auch Rajnlender/Lelender/Olender, ebenfalls Reinlender bei Magnus Kaindl und dem Landlerdeliriumn, dänische Versionen bei den Fionia Folk Brothers und englische bei Banter. Und JAMS haben angekündigt, dass sie den Schottisch "in diversen Varianten mit unserem Workshop-Publikum so richtig auf Lunge nehmen" wollen.
Am Sonntag gibt es zudem einen Vortrag von Ulrike Zöller über die Historie und die Verästelungen des Schottisch.