Folkländer (DEU)

Folkländer

Folkländer (DEU)„Normalerweise ist es so, dass ein Preis zuerkannt und dann die Begründung nachgeliefert wird. Bei den Folkländern aus Leipzig ist es anders herum. ‚Der Nabel der DDR-Folkwelt war Leipzig, und die Inkarnation des Nabels war Folkländer‘, bilanzierte bspw. Musikerkollege Jo Meyer schon vor Jahren knapp. ‚Folkländer waren Akteure und Folie zugleich: Kollektiv-Geschädigten gaben sie die Lust an einer anderen Gemeinschaft zurück, für die die Lieder der Kristallisationspunkt waren – Lieder, deren Historizität sie scheinheilig herausstrichen, die aber ganz selbstverständlich das Unbehagen an den gegenwärtigen Verhältnissen thematisierten‘, unterstrich Rundfunkjournalistin Hanni Bode die Leistung der Kapelle und betonte vor allem den ‚Ausdruckswillen, der jeden Einwand hinwegfegt‘. Und Hans-Eckart Wenzel attestierte, die Musiker hätten versucht, ‚einen Gegenentwurf zu der bestehenden Welt zu wagen, mit den magischen Kräften der Musik und den klärenden Einsichten der Worte‘. Dass sie dabei öfters lustvoll gegen den Stachel löckten, war notwendig: ‚Zimperlich sind wir nicht gewesen, Authentisches hatten wir nicht vor‘, warnten sie schon 1982 anlässlich ihrer zu DDR-Zeiten einzigen LP. ‚Habe Mut, dich deines eigenen Verstandes zu bedienen!‘ Keine andere deutsche Folkgruppe, ob Ost oder West, ist mit Originalität, großem Ideenreichtum und dem dazu unabdingbaren Eigensinn dem Kant’schen Postulat so lange und so konsequent gefolgt. Dafür sei den Folkländern Lob und Preis und Dank in Ewigkeit!“

Photo Silvia Hauptmann