Fotos © Matthias Kimpel, Frank Diehn, Frank Szafinski, Michael Pohl, Rolf Kühn, Carsten Stiller, Silvia Hauptmann, Jörg M. Ungger, Oliver Jentsch

Nummer 31 vom 6. bis 9. Juli 2023

Nach dem gelungenen Neustart im vergangenen Jahr fühlte sich das Festival 2023 wieder wunderbar normal an. Die insgesamt 20 000 Dauerkarten waren in wenigen Wochen ausverkauft und die Innenstadttickets, die wir während des Festivals anboten, sorgten dafür, dass insgesamt tausende Menschen mehr zum Festival kamen als im Jahr zuvor. Überraschender Weise mussten wir sogar einen zusätzlichen Caravanplatz einrichten – so viele Campingbusse waren angemeldet worden. Die ungewöhnlich heißen Temperaturen werden vermutlich ebenfalls in die Festivalgeschichte eingehen: unser Sicherheitsteam war rund um die Uhr im Einsatz und stellte zusätzlich eine Turnhalle als weitere medizinische Versorgungsstelle und kühlen Ruhepunkt bereit.

Manche witzelten, dass die Temperaturen perfekt zum Länderschwerpunkt Kuba passten. Eliades Ochoa jedenfalls eröffnete schweißtreibend mit seinem Sextett Grupo Patria das Festival im Heinepark. Ebenfalls zum Länderschwerpunkt war die 1969 gegründete Band Los Van Van gekommen, die als erste in Kuba einen Synthesizer eingesetzt hat, um aus dem Son ihren „Songo“ zu kreieren. Die FAZ war fasziniert vom Auftritt der Cellistin Ana Carla Maza, die „mit ihrer Stimme und dem Cello zur musikalischen Karibikreise einlädt.“  O buntes, vielschichtiges Kuba! Wo die Musikindustrie allerdings momentan in einer Krise steckt, wie der Kulturmanager Antonio Martinez in der Vortragsreihe „Sketches of Cuba“ erklärte.

Besonders nachgefragt und vollständig ausverkauft war das Songposium rund um das Pete-Seeger- Lied „Where Have All The Flowers Gone“ (1955). Ein ukrainisches Kosakenlied, das der sowjetische Nobelpreisträger Michail Scholochow in seinem Werk „Der stille Don“ zitiert hat, inspirierte Seeger. Dieter Beckert und Michael Kleff begaben sich auf

Spurensuche und zeigten das Video, in dem Marlene Dietrich das Lied im November 1963 in

London sang, auf dem Höhepunkt des Kalten Krieges, der Kubakrise.

Welche Wirkmacht Lieder haben können zeigten auch die Folkländer. Der Leipziger Folkband war für ihr Lebenswerk der Weltmusikpreis RUTH verliehen worden. Ihr Preisträgerkonzert auf der Burgterrasse spielten sie nach über 40 Jahren Bandgeschichte mit immer noch listig lodernder Flamme.

Es gab viele Höhepunkte bei der Festivalausgabe Nr 31. Die Zusammenarbeit mit der EBU (Europäische Rundfunkunion) hatte uns unter anderem Beth Malcolm aus Schottland geschickt. Die Sängerin wurde schnell zu einem der Geheimtipps des Festivals.

Am Ende des Festivals konnten wir verkünden, dass die Zusammenarbeit mit der EBU für weitere drei Jahre verlängert wurde und das Euroradio Folk Festival auch 2024 neue Acts nach Rudolstadt bringen wird.